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Kost und Logis bei Tante Martha
Hubert Dabbelt überlebte eine schwere Verwundung / Nach dem Krieg ging es zurück in die Backstube
RINKERODE   „An die Rückkehr nach Rinkerode im Mai 1945 kann ich mich noch gut erinnern“, sagt der heute 91-jährige Hubert Dabbelt. „Denn die Kriegsrückkehrer mussten sich sofort bei Johannes Brockmann, der von den belgischen Besatzern als Bürgermeister eingesetzt worden war, melden. Und der hat mir dann gesagt, ich sollte in meinem erlernten Beruf als Bäcker wieder anfangen, obwohl ich eigentlich etwas anderes machen wollte.“
-         Hubert Dabbelt
Und so landete der damals 21-jährige Dabbelt in der Bäckerei von „Tante Martha“ Schemmelmann und setzte seine vor dem Krieg begonnene Ausbildung als Bäckerlehrling fort. „Als Dank hierfür konnte ich mir bei Lohmann einen guten Stoff aussuchen, aus dem mir dann Schneidermeister Theo Stöppler einen Mantel geschneidert hat“, erinnert sich Hubert Dabbelt noch genau an die großzügige Spende von Johannes Brockmann.
- Mit 18 Jahren  erhielt Hubert Dabbelt seine
- Einberufung - am Sonntag vor der Kirche.
Und so landete der damals 21-jährige Dabbelt in der Bäckerei von „Tante Martha“ Schemmelmann und setzte seine vor dem Krieg begonnene Ausbildung als Bäckerlehrling fort. „Als Dank hierfür konnte ich mir bei Lohmann einen guten Stoff aussuchen, aus dem mir dann Schneidermeister Theo Stöppler einen Mantel geschneidert hat“, erinnert sich Hubert Dabbelt noch genau an die großzügige Spende von Johannes Brockmann.
Anschließend ging es dann zurück nach Deutschland in ein Lazarett in den Schwarzwald. In den folgenden Jahren wurde Schemmelmann dann noch zwei Mal nach Russland an die Front versetzt – und zwei weitere Male verwundet. „Diese Verletzungen haben mir wahrscheinlich das Leben gerettet. Denn nach der letzten Verletzung Anfang 1945 und der Genesung im Lazarett in Osnabrück bin ich als Fahrer nach Dänemark versetzt worden“, berichtet Schemmelmann.
-         Nach kurzer Ausbildung ging es für Hubert
-         Dabbelt (re.) an die Front, wo er 1943 schwer
-         verwundet wurde.
Als Kurierfahrer war er zuständig für die „Beförderung von Offizieren“. Aber gleichzeitig erlebte er die heftigen Angriffe und die Zerstörung Berlins. „Als die russische Armee Berlin im April 1945 einkesselte, haben wir uns zu viert – ein Hauptmann, ein Oberarzt, eine Sekretärin und ich – mit Hilfe der Engländer, die uns durchgelassen haben, mit einem Armeefahrzeug aus dem Staub gemacht“, so Dabbelt heute.
Die Flucht endete dann ohne Unterbrechungen im Internierungslager Eiderstedt in Schleswig-Holstein. „Dort habe ich dann die Rinkeroder Franz Watermann und Karl-Heinz Delcour getroffen“, berichtet Dabbelt. Sofort nach der Ankunft wurden alle Internierten von den Engländern befragt. „Ich hab mich gewundert, was die alles bereits von jedem Einzelnen wussten“, so Dabbelt.
Hubert Dabbelt: "Die Ostfront blieb mir erspart. Gott sei dank."
Alle, die sich im Krieg nichts hatten zu Schulden kommen lassen, vor allem keine „eingebrannten SS-Abzeichen“ hatten und zudem noch einen „Bauernhof nachweisen“ konnten, wurden umgehend entlassen. So wurden Dabbelt, Watermann und Delcour mit einem Sammeltransport nach Nienberge gebracht. „Von dort sind wir dann gemeinsam zu Fuß nach Hause marschiert“, erinnert sich Dabbelt. Auf dem Bauernhof seiner Eltern wurde er freudig begrüßt. In Rinkerode hatte sich nicht viel verändert. „Im Dorf waren ja gar keine Bomben gefallen“, so Dabbelt. An die Zeit in der Bäckerei bei „Tante Martha“ erinnert sich Dabbelt noch gerne. „Hier war ich in Kost und Logis bis 1947 beschäftigt. In der Woche gab es zunächst als Lehrling fünf Reichsmark und dann als Geselle 20 Reichsmark“, berichtet er. 1947 hat er dann seine Bäckermeisterprüfung abgelegt. Bereits kurz nach dem Krieg gab es in Rinkerode wieder einen Schützenverein, und auch der Sportverein kickte schon wieder auf dem Sportplatz auf „Schlerings Weide“. „Da war ich auch dabei“, so Dabbelt stolz. Nach mehreren anderen Beschäftigungen war Hubert Dabbelt von 1983 bis 2002 mit tatkräftiger Unterstützung seiner Ehefrau als Küster in der St.-Pankratius-Kirchengemeinde tätig.
Quelle: Westfälische Nachrichten vom 16.04.2015, Autor: Karlheinz Mangels